Mittwoch, 2. März 2016

Und trotzdem Plan B: Eine zweite Chance für die EU aber bitte ohne die Türkei



Und trotzdem Plan B: Flüchtlingskrise managen; aber ohne Türkei


Es ist beschämend, dass Europa nicht in der Lage war zu sagen: Wir haben da vor unserer Haustüre eine humanitäre Katastrophe und wir nehmen (vorübergehend) sagen wir mal 5 Millionen syrische Kriegsflüchtlinge auf. Dann hätte Deutschland gut 1 Millionen und Polen knapp 140 Tausend aufnehmen müssen, wenn man z.B. das BIP als Verteilungschlüssel genommen hätte. Da hätte niemand sagen können, er wäre überfordert. Der Weg der Bundeskanzlerin Merkel einseitig - ohne Absprache in der EU - "die Grenzen zu öffnen", was als Notstandsmaßnahme geboten; hätte aber zeitlich eng begrenzt werden müssen mit der sofortigen eindeutigen Botschaft nach außen: Auch unsere Aufnahmekapazität ist begrenzt. Aber hätte hätte Fahrradkette. Die EU war dazu nicht in der Lage. und auch Frau Merkel hatte sich verrannt. Jetzt müssen wir Lösungen finden mit der EU, die wir haben und da hat Merkel kein realistisches Konzept. Es wird in der EU keine Verteilung einer nach oben nicht begrenzten Flüchtlingszahl geben. Das ist einfach Realität.

Wir könnte man nun mit dieser Realität umgehen und noch ein Maximum an Humanität herausholen? Dabei dürfen wir uns von dem rechtsradikalen und menschenfeindlichen rechten Mopp nicht davon abhalten lassen, Probleme zu lösen.

Ziel muss es sein, Dublin wieder in Kraft zu setzen aber gleichzeitig den durch den Flüchtlingsanstrom betroffenen Ländern an den EU-Außengrenzen massiv zu helfen. Dies bedeutet das "Durchwinken" zu beenden, was jetzt auch geschehen ist. Es ist schade, dass Bundeskanzlerin Merkel sich diesem Weg verweigert hat. Das Beenden des "Durchwinkens" bedeutet aber auch, dass Griechenland und Italien alleine mit einem dauerhaften oder zumindest lange andauernden Flüchtlingsproblem überfordert sind. Hier hat die EU eine zweite Chance, ihre Daseinsberechtigung unter Beweis zu stellen. Das Flüchtlingsproblem ist ein europäisches Problem, wenn sich auch nicht alle europäischen Länder an der Lösung in der Weise beteiligen werden, dass sie entsprechend Flüchtlinge aufnehmen. Deshalb muss die EU in Griechenland und Italien Flüchtlingslager finanzieren, die auf einen längeren Aufenthalt ausgelegt sind, damit Flüchtlinge auf europäischem Boden menschenwürdig behandelt werden. Dazu gehören auch Schulen und eine ausreichende medizinische Versorgung. Wenn auch diese solidarische Finanzierung dieser Flüchtlingslager in der EU nicht sehr schnell und effektiv gelingt, dann wird es eng für die EU.

Damit diese solidarische Finanzierung gelingt, könnte es hilfreich sein, wenn Deutschland eingesteht, dass es eine Mitschuld hat, dass sich ab Anfang September 2015 eine sehr große Zahl an Flüchtlingen auf den Weg gemacht haben, weil Deutschland zu spät Signale gesendet hat, dass auch seine Aufnahmekapazität begrenzt ist. Fakt ist aber auch, dass Deutschland mit der Aufnahme von über 1 Million Flüchtlingen in 2015 auch selbst den größten Teil der Verantwortung übernommen hat. Jetzt gilt es für die Zukunft Lösungen zu finden. Auf Dauer angelegte Flüchtlingslager in Griechenland und Italien wären auch ein Signal an potentielle Flüchtlinge, dass die Aufnahmekapazität bzw. –willigkeit in Europa begrenzt ist.

Wenn Dublin wieder in Kraft ist und Griechenland und Italien über die notwendige Infrastruktur verfügen, dann muss bei jedem EU-Land abgefragt werden: Wie viele Kriegsflüchtlinge, wie viele politisch Verfolgte und wie viele Elendsflüchtlinge willst du jährlich auf Dauer oder mit einem zeitlich begrenzte Status aus diesen Lagern aufnehmen? Wenn sich dann einzelne Länder vollkommen verweigern, dann müssen diese mit diesen Makel leben.

Die Hotspots, die jetzt in Italien und Griechenland errichtet werden, beruhen auf der Annahme, dass alle Flüchtlinge daraus auf die EU verteilt werden können. Von dieser Vorstellung  müssen wir uns verabschieden. So wie es in der Türkei und Jordanien Flüchtlingslager gibt, die auf eine längere Zeit ausgerichtet sind, müssen wir uns damit abfinden, dass es solche Lager auch in Europa geben wird; aber auf jeden Fall solidarisch ausreichend finanziert.

Die Bemühungen mit Ländern zusammenzuarbeiten, um das Ablegen von Flüchtlingsbooten zu verhindern oder aus dem Meer gefischte Flüchtlinge zu ihrem Ausgangspunkt zurück zu bringen sind grundsätzlich sinnvoll. Genauso sinnvoll ist es, die bestehenden Flüchtlingslager um Syrien herum mehr zu unterstützen. Am besten wäre es natürlich, wenn der Krieg in Syrien beendet werden könnte und das Land wieder aufgebaut werden kann. Eine solche Zusammenarbeit darf aber nicht zum Ausverkauf unserer Werte und langfristiger Interessen führen. Vor diesem Hintergrund verbittet sich zur Zeit eine weitgehende Zusammenarbeit mit der Türkei. Der langfristige Schaden für unsere Glaubwürdigkeit und unsere Möglichkeiten Menschenrechte voranzubringen wäre viel zu groß. Die 6 Mrd. € wären in Griechenland und Italien für dauerhafte Flüchtlingslager besser angelegt.